Ich leb` nur den Moment
Im Juni 2019 wollte ich einen funky Song à la „Why did you do it?“ von Stretch produzieren („Sicher
Bachmann…“). Also suchte ich im LogicPro einen funky Drum-Loop und spielte dazu am Keyboard
einen Bass. Und obwohl der Basslauf stets blieb, sollte sich in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten,
ja sogar Jahren etliches ändern. Mal skalierte ich die Tonhöhe nach oben, dann wieder zurück oder
änderte das Schlagzeugsample, fügte Gitarren-, Clavinett-oder Synthesizer-Samples hinzu, und nahm
sie wieder weg. Ich sang den kompletten Refrain mit allen Chorstimmen ein, probierte stundenlang an
einer zufriedenstellenden Melodieführung für die Strophe, vergaß am Vorabend ausgedachte Melodien
und Phrasierungen, um am nächsten Morgen beinahe zu verzweifeln. Ich sang die Strophen ein, um sie
mit frischen Ohren, erneut einzusingen und nochmal und nochmal und dann nochmal. Dann fügte ich
eine Rap-Passage ein, für die sich erstmal kein williger Rapper fand. Irgendwann kam mir die Idee, dass
mir ein funky Drummer ein Live-Schlagzeug einspielen müsste, und letztlich war mein Tasten-Bass nicht
mehr „groovy enough“, sodaß ich auch hier einen echten Bassisten engagierte. Schlussendlich dauerte
die Arbeit an diesem Titel fast zwei Jahre, bis ich im Mai 2021 endlich zufrieden war.
Der Text sagt es ja ganz klar, wo es lang geht. Ich bin jemand, der tatsächlich meist IM Moment lebt und
deshalb eben DEN Moment lebt, aber egal, was er macht, dabei immer hundert Prozent gibt. Er zeigt
aus meiner Künstlerperspektive, dass man nur dieses eine Leben hat und es nicht mit unsinnigem Kram
vergeuden, sondern einfach mehr im Hier & Jetzt leben, mehr den Moment genießen solle.
Anfang Oktober 2020 wollte ich im iTunes Store prüfen, ob der ehemalige Anbieter zur Unterbringung
meiner mp3 bei den bekannten Streaming-Diensten auch wirklich alle meine Tracks gelöscht hatte, als
plötzlich lauter Rap-Songs über getunte japanische Autos auftauchten, die ich gar nicht kannte und
offenbar von einem äußerst talentierten jungen Mann aus Brandenburg stammten, der sich zu meinem
Leidwesen das Künstlersynonym BACHMANN zugelegt hatte. Also meinen Bandnamen, den ich schon
seit 1998 inne habe, als dieser Junge Mann im Höchstfalle grad mal im Kindergarten mit seinem
Bobbycar um den Spieletisch geeiert sein dürfte. Egal. Aber mir gefiel sein Rap-Style. Also nahm ich an
einem Montagabend im Oktober 2020 Kontakt zu ihm auf, ob er nicht bei diesem Song rappen könne.
Am Dienstagmorgen kam die Antwort, er müsse erstmal zur Arbeit und könne sich erst danach meine
Musik anhören. Am frühen Vormittag desselben Tags schrieb er, er habe schon so eine grobe Idee, wohin
der Text gehen könne. Abends um 19 Uhr schickte er mir seinen kompletten Rap inkl. Stimmdopplungen
und anderen witzigen Ideen. Wahnsinn: Morgens den Song erhalten, den ganzen Tag malocht und dann
ZACK! ist der Rap perfekt im Kasten. Geil.
Ich schrieb ihm, dass ich dann das Ganze unter „BACHMANN feat. BACHMANN“ laufen lassen würde,
woraufhin er trocken antwortete „Ja, kannst aber Deinen Namen ruhig zuerst setzen !“ :))
Mit Andy Lindner (JAZZKANTINE) an den Drums ging für mich ein kleiner Traum in Erfüllung, der
Teufelskerl spielt wie ein Metronom, ABER groovt dabei wie Sau - GENIAL! Und wo ich grade davon
spreche, GENIAL ist auch das funky Bass-Spiel von Grischka Zepf, das dem ganzen Groove-Fundament
die besondere Note verleiht.