Wieder allein auf diesem Weg
Da waren mit einem Mal diese Akkorde, und da war dieser Drumbeat, den ich im Kopf hatte und anfangs
zu den Piano-Akkorden mit meinem „Oberschenkel-Tisch-Adiletten-Schlagzeug“, später dann an der
Keyboardtastatur, einspielte. Plötzlich wusste ich, wie der Bass laufen musste und hatte ihn schnell am
Keyboard „gezupft“. Und dann wollte ich da auf jeden Fall noch E-Gitarren haben und versuchte, diese
über die Tastatur halbwegs glaubwürdig klingen zu lassen, ebenso wie die Solo-Melodie der Lead-Gitarre
bei diesen „Simple Minds“-verdächtigen „Oh-ho-hoh“-Chören nach dem Refrain. Das war alles schon ganz
schön, aber ich wusste genau, mit Profi-Musikern und deren Instrumenten klänge das erheblich geiler.
Also einen Musiker nach dem anderen engagiert, um am Ende diese wunderbare Pop-Rock-Hymne am
Start zu haben.
Für mich als Künstler, der sich sein Leben lang durch seine Kunst in unterschiedlichsten Metiers
(Schauspiel, Musical, DJ, Sänger, Comedian) den Lebensunterhalt verdient hat, bedeuteten die
pandemiebedingten Anordnungen totalen Stillstand. Zwar werde ich der Regierung für die finanzielle
Unterstützung auf ewig dankbar sein, aber im Gesamtkontext, die Restriktionen der Auftrittsmöglichkeiten
betreffend, fühlte ich mich doch, wie so viele andere Solo-Selbstständige auch, relativ allein gelassen.
Auch erschlossen und erschließen sich mir nach wie vor etliche unsinnige Regierungsanordnungen
nicht, weshalb sich eine große Desillusion in mir breit machte, und ich das stete Gefühl nicht los wurde,
irgendwie doch „Wieder allein auf diesem Weg“ zu sein. Zum Glück hatte ich als Ventil meine
außerordentlich fruchtbare musikalische kreative Phase und konnte alle meine Energie in diesen Song,
aber auch in all die anderen auf diesem Album stecken.
Als erstes fragte ich bei meinem guten alten Musiker-Kollegen Carsten Litfin (wir kennen uns seit dem
Hannoverschen Musical „Chickoos Traum“ / 1996) nach, ob er Zeit und vor Allem Lust hätte, für mich
Gitarren auf diesen Song zu spielen. Carsten war von Anfang an begeistert bei der Sache und lieferte
mir unzählige unterschiedlichste E-Gitarren, die diesen Titel extrem aufzuwerten vermochten. Durch
meinen Sohn Phillip wurde ich auf die Plattform „fiverr.com“ aufmerksam gemacht („Da kannst Du
Dienstleistungen anbieten und arbeitest dann zum Beispiel für irgendjemanden auf der Welt als Cutter.“).
Auf diesem Portal bieten aber auch Musiker ihre Dienste an und so suchte ich nach einem guten
Drummer. In Marco Rovinelli fand ich einen Voll-Profi-Studio-Drummer aus Rom. Dieser spielte
(zum Glück) nicht meinen Drumbeat nach, sondern verstand es, über den Tellerrand hinaus zu
schauen. Seine Vision des Schlagzeugspiels zu diesem Song passte dann einfach tausendmal besser,
als mein am Keyboard reingehämmertes Set. Obgleich mein Keyboard-Bass völlig okay gewesen wäre,
wollte ich nun am Ende das Optimum und bat Grischka Zepf, der mir schon nach „Ich leb´ nur den
Moment“ signalisiert hatte, er würde auch gerne für meine anderen Titel zur Verfügung stehen, hier
einen amtlichen Bass einzuspielen.